Im Zentrum des Opern-Projekts steht Béla Bartóks einaktige Oper „Herzog Blaubarts Burg“.
Das Märchen „Blaubart“ wird seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in ganz Europa gelesen, weitererzählt und verändert. Im Opern-Libretto geht es sowohl um den herrischen Mann, der Frauen verführt, sie in eine Falle lockt und sie ermordet, als auch um dessen psychische Ambivalenz. Und auch die Frau ist nicht nur naiv und von Macht, Autorität und Schein angezogen, sondern aktiv und fordernd auf der Suche nach den seelischen Abgründen in ihnen beiden.
In diesem experimentellen Opern-Konzept wird Bartóks Oper statt für großes Orchester und Opernsaal für Treppenhaus, Glasgang und Studio-Bühne der Neuköllner Oper mit Klavier und Elektronik adaptiert. Diese sinnliche und extreme Expedition führt uns in eine Klangwelt aus Bartóks Oper, Gesangsfetzen sowie geflüsterten Worten, mit Kompositionen und Texten aus weiblicher Hand ergänzt und erweitert.
Dafür hat Josefine Göhmann drei neue Kapitel erfunden, die das Publikum durch installative Räume im ganzen Haus führen werden: Haut, Blut und Asche. Das Team aus Josefine Göhmann, Magdalena Schnitzler, Änne-Marthe Kühn und Daphne Roeder stellt die junge Frau ins Zentrum der Handlung und wirft nicht nur einen (weiblichen) Blick auf den Frauen-mordenden Edelmann, sondern auch auf die aktuellen medialen, politischen und gesellschaftlichen Diskurse und Diskussionen. Daraus entsteht bis Mai 2024 ein Musiktheater über Obsession, Machtmissbrauch, Abhängigkeiten in Beziehungen und gescheiterte Sehnsüchte, bei dem Frau und Mann beide zur Verantwortung gezogen werden.
Am Ende wird die Frage gestellt, wie wir einen Weg finden können, mutig miteinander zu sein, uns gegenseitig unsere Verletzungen und Verletzlichkeit zu zeigen und in Akzeptanz unserer selbst und des anderen weiter zu gehen.
Kollektive Stückentwicklung von Josefine Göhmann (Sopran), Magdalena Schnitzler (Regie), Daphne Roeder (Ausstattung) und Änne-Marthe Kühn (Dramaturgie) Nach Idee und Konzept von Josefine Göhmann Musikalisches Konzept Vitaliy Kyianytsia und Josefine Göhmann Arrangements Vitaliy Kyianytsia