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AUF DEN SPUREN DES ALEXANDER VON HUMBOLDT

© Astrid Ackermann

Was erwartet uns da? In den Wunderkammern des 16./17. Jahrhunderts sammelten Fürsten, Adlige und reiche Bürger die eigenartigsten Fundstücke aus aller Welt, Kuriositäten aus Natur, Kunst und Wissenschaften. Je weiter die Europäer die übrige Welt erforschten und meist brutal unterwarfen, umso größer war die Vielfalt und Faszination an den Dingen, die nun aus Übersee kamen – die sogenannten Exotica.

Die Forschungsreisen des Alexander von Humboldt stehen hierzu in einem interessanten Zusammenhang: Als er seine große Süd- und Mittelamerika-Expedition 1799 antrat – ein deutscher Protestant, mit Erlaubnis des katholischen Königs von Spanien – waren die Wunderkammern in Auflösung, ein neuer Geist eines anderen wissenschaftlichen Blicks hatte das Konzept des Sammelns und Staunens abgelöst. Und doch hätte Vieles, was Humboldt erforschte und nach Europa mitbrachte, einen hervorragenden Platz in den Kabinetten der Wunderkammern gefunden: Ihrem Geist, der alles als Werk Gottes verstand und verband, immer im Respekt vor dem Anderen, auch dem Unförmig-Missgebildeten, neu beseelt mit dem besonderen Blick Humboldts.

Denn Humboldt nähert sich der neuen, für ihn fremden Welt mit der Neugier des Kindes und der des Gelehrten, mit offenem, vorurteilslosem Interesse und Empathie. Ist das nicht eine Einladung an uns selbst im Alltag: allem mit einer fragenden, zugewandten Sympathie zu begegnen und entsprechend zu handeln? Einem Wohlwollen, das nie unkritisch ist gegenüber Ungerechtigkeit und Missständen?

Die alten Wunderkammern waren aber auch Orte des Forschens –  mit diesem Ansatz und dem Blick Humboldts machen wir unsere WUNDERKAMMER II zu einem Ort des Experiments am eigenen Leib – Alexander von Humboldt hat dies übrigens auch getan, mit unerschütterlicher Konsequenz. Wir erforschen uns selbst im Widerhall, in der Resonanz auf die Welt. Normalerweise agieren und reagieren wir mit ihr über die nach außen gerichteten Sinne. Nun machen wir das Experiment mit der Blick-Umkehr: Was „erzählen“ uns unsere Sinne (als Antennen zur Welt) „drinnen in uns selbst“, in Gedanken, inneren Bildern, Gefühlen, Ahnungen?

„Forschungsobjekt“ ist die Welt am Beispiel Mexikos – um 1800 und natürlich heute. Wir nehmen die Reiseroute Humboldts als Landkarte und unsere inneren Sinne als Kompass. Humboldt hatte Tausende von Daten und Funden aus der Pflanzen- und Tierwelt, aus Geologie, Klima, über die Menschen und ihre Kulturen mitgebracht. Nur eines nicht: Musik und Gerüche.

Und das holen wir jetzt nach. Die Begegnung mit der Welt findet in uns als Reise der Klänge und Gerüche aus Mexiko statt. Am Ende werden wir etwas entdeckt haben für und mit uns. Und wir erfahren dann auch mehr über das Hören und Riechen als uralte, grundlegende Sinne und Tore, durch die Menschen sich in der Welt bewegen. Reiseleiterinnen sind die Komponistin und Sängerin Diana Syrse, die Sopranistin Ana Schwedhelm und die Wissenschaftlerin und Performerin Anna D’Errico.

Die Wunderkammer II findet in der Kiezkapelle am Neuen St. Jacobi Friedhof Neukölln am 23. Und 24.Oktober 2020 statt. Mit (leider!) begrenzter Teilnehmerzahl.

Weitere Informationen zur Wunderkammer-Reihe und den kommenden Veranstaltungen finden Sie hier.

Konzeption, Moderation und Ausstattung: Bernhard Glocksin, Sabrina Rossetto

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