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Preis und Wunder

Wir gratulieren! Diese Auszeichnung setzt ein Zeichen: Ulrike Schwab erhält den Förderpreis MORTIER NEXT GENERATION. Kein Preis fokussiert so eindeutig auf die Vision eines anderen, vielleicht neuen Musiktheaters wie diese international so renommierte Auszeichnung im Gedenken an den großen Musiktheater-Vordenker und -Ermöglicher Gerald Mortier. Welch eine überzeugende Wahl!

Die Preisverleihung findet im August in Salzburg statt – inmitten der Proben zur Neueinrichtung ihrer GIOVANNI Inszenierung mit dem STEGREIF.orchester in den Prinzessinnengärten. Wir freuen uns sehr mit und für sie – insbesondere, weil diese Auszeichnung eine künstlerische Position und Handschrift ehrt, die – in meinen Augen – außergewöhnlich ist. Ich denke, wer sich an die vielen hoch energetischen Abende mit Ulrike Schwab erinnert, weiß was ich meine. Vor 13 Jahren kam sie als Sängerin an unser Haus, in dieser furiosen Inszenierung namens MITLEID (nach Parsifal). Wo gibt es eine Sängerin, die künstlerisch so radikal, kompromisslos und risikobereit mit sich selbst umgeht, mit ihrer Stimme und ihrem Körper als Instrumente eines ungemeinen Darstellungswillens, mit einer Entschlossenheit, die auf alle und alles wirkt? So einzigartig war sie in allen folgenden Inszenierungen, ob in SCHWINDEL, EXIT PARADISE und in Bretans GOLEM. Und so ist auch ihr Regiestil. Denn war das anschließende Studium der Musiktheaterregie nicht die logische Folge dieses Theaterverständnisses?

Bereits ihre erste Regie an unserem Haus: eine (wie ich finde) Sensation. Noch im Rahmen unseres Studienprojektes mit der HfM und wenig mehr als eine Szene, war alles da, was ihre Vision und Präzision, Bildkraft und Handschrift ausmacht: drei singende, sprechende, musizierende Männer in der „Frauenoper“ ARMIDA, im Sinne von Gluck, der damals die Oper revolutionierte, heute neu erzählt, live und mit Zuspielern, ein genialer Brückenschlag  von Zeitebenen, der historischen und gegenwärtigen Dimension mit ihren Diskursen… Selten habe ich zu vorbehaltlos Yes! Go ahead! zu einem Stückvorschlag gesagt, als ich sie einlud, im Saal, unserer „großen Bühne“ zu inszenieren und sie mir vorschlug, Humperdincks oft bis zur Unerträglichkeit weichgespülte Kinder- und Pflicht-Oper Hänsel und Gretel zu inszenieren – nur eben nicht zur Weihnachtszeit und für Erwachsene. Kurz: Die im Januar 2018 uraufgeführten WOLFSKINDER brachten ihre Poetik zum Leuchten, ein zwischen Singenden und Musizierenden, Andeutung und Offenheit, historischem Material und gegenwärtigen Dringlichkeit fließendes Theater, in der Presse schlicht „Theaterwunder“  genannt. Im folgenden Jahr hatten wir dann übrigens drei Inszenierungen von Ulrike Schwab auf dem Spielplan, neben den WOLFSKINDERN ihre „Einsamkeitsstudie“ und Frau Luna-Assoziation IST DIE WELT AUCH NOCH SO SCHÖN sowie die lange vorbereitete Uraufführung von Mozarts GIOVANNI. Dazu hatte ich sie und das STEGREIF.orchester ausgesucht und eingeladen – in der Hoffnung, dass sich ihr Regiestil und die spezielle, improvisatorische Arbeitsweise des Ensembles nicht nur vertragen, sondern ergänzen, inspirieren und vielleicht auch potenzieren würden. Was geschah? In ihren Stärken und Eigenarten haben sich beide auf ein neues, höchst expressives Niveau gehoben: Kompliment noch einmal für das, was diese Inszenierung so einzigartig macht!

Diese Tage sind wir im Anflug auf ein weiteres Abenteuer: die GIOVANNI Inszenierung in den ursprünglich gedachten Ort, ins Offene, Naturumrankte des Neuen St. Jacobi Friedhofs zu bringen. Und dabei – wenn alles  klappt – ganz nebenher eine gleichsam immersive Filmversion für EuroArts zu erstellen.

Dreizehn Jahre, acht Produktionen mit Ulrike Schwab als Sängerin und Regisseurin liegen hinter uns, eine fruchtbare Zeit, in der sie im Umfeld der vielfältigen Grenzüberschreitungen und Ästhetiken unserer so unterschiedlichen Teams und Stücke ihre eigene, unverwechselbare Handschrift entwickelt hat. Jahre, in denen wir sie mit Aufträgen und den Mitteln der Neuköllner Oper begleitet und unterstützt haben. Ich freue mich auf unsere Verabredung für kommendes Jahr: eine der vielschichtigsten der Opern von Richard Strauss. Eine, die ich liebe und von der ich denke, dass sie endlich einmal „richtig“, also „tiefer“ und anders erzählt werden müsste. Ich freue mich auf das, was mit Ulrike zu uns kommen wird.

Bernhard Glocksin, Künstlerischer Leiter 


Foto: privat

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